BORDERLINE-EUROPA:Palermo: Soziales Zentrum mit massiver Polizeigewalt vor der Räumung

Sozialer Raum und Flüchtlingsunterkunft sollen geschlossen werden

20.1.2010

Mit einem Aufgebot von Dutzenden von Polizisten und Carabinieri wurde
gestern die Räumung des sozialen Zentrums Laboratorio Zeta in Palermo
eingeleitet.Die Straßen wurden abgesperrt, Medien hatten keinen Zutritt
zu dem Gelände.
Im Laufe des Tages versammelten sich immer mehr Aktivisten und
Unterstützer vor der Absperrung, drei Vertreter des Laboratorio
schafften es, auf das Dach des Gebäudes zu gelangen und dort über 12
Stunden mit einem Transparent auszuharren.
Die Situation eskalierte gegen 11 Uhr zum erstem Mal, als die
Unterstützer forderten, der Bauwagen zur Versiegelung des Gebäudes solle
abziehen. Es kam zu ersten kurzen Rangeleien mit der Polizei, die sofort
Schlagstöcke einsetze.
Am Nachmittag dann die zweite, schwerwiegendere Auseinandersetzung. Mit
dem Vorwand, es sei mit Orangen geworfen worden stürmten die Polizisten
plötzlich auf die friedlichen Demonstranten zu, verfolgten sie und
knüppelten sie nieder. Es gab mehrere Verletzte, die in Krankenhäusern
versorgt werden mussten.

Die Räumung des Zeta setzt eine Art „Tradition“ fort, für alle offene
soziale Räume in ganz Italien zu auszumerzen. Erst vor wenigen Monaten
waren die seit Jahren funktionierenden sozialen Zentren L’Experia in
Catania und das Ex Carcere in Palermo geräumt worden.
Das Zeta hat eine nunmehr 8-jährige Tradition. Der leerstehende
ehemalige Kindergarten wurde am 20. März 2001 besetzt Es entstand ein
offener Ort, in dem kulturelle und politische Veranstaltungen
stattfanden. Eine Bibliothek mit mehr als 1500 Bänden sollte in den
nächsten Tagen wieder eröffnet werden. Auch der Kampf um das Recht für
Wohnraum, ein in Palermo brisantes Thema, war hier angesiedelt.

Ein weiteres, nicht uninteressantes Detail: hier leben sei 2003
sudanesische Flüchtlinge, die die Kommune nicht unterbringen wollte.
Auch diese werden nun auf die Straße gesetzt, der UNHCR wurde
eingeschaltet. Die Kommune hatte ihnen gestern Wohnraum versprochen,
doch der Schein trügt: man versucht nun, die Unterstützer des Zeta und
die Sudanesen zu trennen, um dem Kampf für den Erhalt des Zentrums den
Wind aus den Segeln zu nehmen. Sind erst einmal die Flüchtlinge
untergebracht, dann kann man auch beruhigt räumen, so die Idee. Doch
dagegen wehren sich die Bewohner genauso wie die Aktivisten des Zentrums.

Rein rechtlich gesehen gehört das Gebäude einem Verein, der sich
angeblich mit Minderjährigen beschäftigt — gesehen hat man davon
allerdings nie etwas. Nun besteht dieser jedoch auf genau diese Räume,
Verhandlungen mit der Kommune, dem Verein andere Räume zu besorgen
scheiterten. Und dies, obwohl es in Palermo sehr wohl viel Leerstand
gibt. Hinzu kommen die immer wieder konfiszierten Gebäude, die in
Mafiabesitz waren. Dass sich hier kein geeignetes Objekt gefunden haben
soll wird nun auf den Verein geschoben, doch es drückt vor allem den
Willen der Kommune aus, die unliebsamen sozialen Zentren endlich
loszuwerden.

Wieder einmal wird versucht, sozialen Raum zu beschränken. Gestern Nacht
wurde von den Unterstützern beschlossen, ein permanentes sit in vor dem
Laboratorio zu machen, am heutigen Tag findet eine weitere Demonstration
statt. Denn die Aktivitisten und Unterstützer des Laboratorio Zeta sind
sich einig — so schnell werden sie nicht aufgeben.

Sozialer Raum und Flüchtlingsunterkunft sollen geschlossen werden

20.1.2010

Aus Palermo Judith Gleitze

Mit einem Aufgebot von Dutzenden von Polizisten und Carabinieri wurde
gestern die Räumung des sozialen Zentrums Laboratorio Zeta in Palermo
eingeleitet.Die Straßen wurden abgesperrt, Medien hatten keinen Zutritt
zu dem Gelände.
Im Laufe des Tages versammelten sich immer mehr Aktivisten und
Unterstützer vor der Absperrung, drei Vertreter des Laboratorio
schafften es, auf das Dach des Gebäudes zu gelangen und dort über 12
Stunden mit einem Transparent auszuharren.
Die Situation eskalierte gegen 11 Uhr zum erstem Mal, als die
Unterstützer forderten, der Bauwagen zur Versiegelung des Gebäudes solle
abziehen. Es kam zu ersten kurzen Rangeleien mit der Polizei, die sofort
Schlagstöcke einsetze.
Am Nachmittag dann die zweite, schwerwiegendere Auseinandersetzung. Mit
dem Vorwand, es sei mit Orangen geworfen worden stürmten die Polizisten
plötzlich auf die friedlichen Demonstranten zu, verfolgten sie und
knüppelten sie nieder. Es gab mehrere Verletzte, die in Krankenhäusern
versorgt werden mussten.

Die Räumung des Zeta setzt eine Art „Tradition“ fort, für alle offene
soziale Räume in ganz Italien zu auszumerzen. Erst vor wenigen Monaten
waren die seit Jahren funktionierenden sozialen Zentren L’Experia in
Catania und das Ex Carcere in Palermo geräumt worden.
Das Zeta hat eine nunmehr 8-jährige Tradition. Der leerstehende
ehemalige Kindergarten wurde am 20. März 2001 besetzt Es entstand ein
offener Ort, in dem kulturelle und politische Veranstaltungen
stattfanden. Eine Bibliothek mit mehr als 1500 Bänden sollte in den
nächsten Tagen wieder eröffnet werden. Auch der Kampf um das Recht für
Wohnraum, ein in Palermo brisantes Thema, war hier angesiedelt.

Ein weiteres, nicht uninteressantes Detail: hier leben sei 2003
sudanesische Flüchtlinge, die die Kommune nicht unterbringen wollte.
Auch diese werden nun auf die Straße gesetzt, der UNHCR wurde
eingeschaltet. Die Kommune hatte ihnen gestern Wohnraum versprochen,
doch der Schein trügt: man versucht nun, die Unterstützer des Zeta und
die Sudanesen zu trennen, um dem Kampf für den Erhalt des Zentrums den
Wind aus den Segeln zu nehmen. Sind erst einmal die Flüchtlinge
untergebracht, dann kann man auch beruhigt räumen, so die Idee. Doch
dagegen wehren sich die Bewohner genauso wie die Aktivisten des Zentrums.

Rein rechtlich gesehen gehört das Gebäude einem Verein, der sich
angeblich mit Minderjährigen beschäftigt — gesehen hat man davon
allerdings nie etwas. Nun besteht dieser jedoch auf genau diese Räume,
Verhandlungen mit der Kommune, dem Verein andere Räume zu besorgen
scheiterten. Und dies, obwohl es in Palermo sehr wohl viel Leerstand
gibt. Hinzu kommen die immer wieder konfiszierten Gebäude, die in
Mafiabesitz waren. Dass sich hier kein geeignetes Objekt gefunden haben
soll wird nun auf den Verein geschoben, doch es drückt vor allem den
Willen der Kommune aus, die unliebsamen sozialen Zentren endlich
loszuwerden.

Wieder einmal wird versucht, sozialen Raum zu beschränken. Gestern Nacht
wurde von den Unterstützern beschlossen, ein permanentes sit in vor dem
Laboratorio zu machen, am heutigen Tag findet eine weitere Demonstration
statt. Denn die Aktivitisten und Unterstützer des Laboratorio Zeta sind
sich einig — so schnell werden sie nicht aufgeben.

Aus Palermo Judith Gleitze