Abschiebung statt Wiedersehen: Drama um getrennte Flüchtlingsfamilie

Die afghanische Familie Ghafari wurde auf der Flucht getrennt:

Frau Rosama Ghafari und ihre 7-Jährige Tochter Mohaddese verschlug es nach Ungarn, den Ehemann in die Niederlanden und die beiden Söhne Morteza und Ali Reza (14 und 18 Jahre) nach Österreich und Deutschland. Nachdem Frau Ghafari es mit ihrer Tochter nach Deutschland schaffte, planen die deutschen Behörden nun Unglaubliches: Statt die Familie zusammenzuführen, sollen Tochter und Mutter nach Ungarn abgeschoben werden und wurden in Rosenheim in Ersatzabschiebehaft genommen. Dass die ungarischen Behörden sie nach Griechenland weiterschieben wollen, dass Griechenland Flüchtlinge ohne medizinische Versorgung der Obdachlosigkeit überlässt, die Frau Diabeteskrank ist, ihr Sohn Ali Reza in Landshut ist und Familienzusammenführungen in Griechenland unmöglich sind, spielt für die Behörden keine Rolle.

Frau Ghafari floh gemeinsam mit ihrem Mann und ihren drei Kindern von Afghanistan nach Griechenland. Aufgrund der dramatischen Zustände für Flüchtlinge in Griechenland konnte die Familie nicht bleiben, zumal die Diabetes von Frau Ghafari in Athen nicht behandelt wurde. Doch die Weiterflucht aus Griechenland ist kompliziert und teuer. Die Familie wurde getrennt um es zu schaffen. Der 18-Jährige Sohn Ali Reza floh alleine nach Deutschland und lebt jetzt in Landshut. Nach fast einem Jahr Aufenthalt in Griechenland floh Frau Ghafari mit ihren beiden minderjährigen Kindern weiter nach Ungarn, wo sie im August dieses Jahres ankamen. Ihrem Mann gelang kurze Zeit später die Weiterreise in die Niederlande.

In Ungarn kamen Frau Ghafari und die Kinder in ein Abschiebezentrum und ihnen wurde die Überstellung nach Griechenland angedroht. Aus Angst davor, machten sie sich auf den Weg nach Deutschland. Die Schleuser trennten hierbei den 14-Jährigen Morteza von seiner Mutter und Schwester. Er befindet sich heute in Österreich. Frau Ghafari und ihrer 7-jährigen Tochter Mohaddese gelang die Weiterreise nach Deutschland. Ihr Ziel war, zu ihrem Sohn nach Landshut zu kommen. Am 8. Oktober 2011 reisten sie über die deutsch-österreichische Grenze ein und wollten an einer Raststätte in Irschenberg bei der Polizei asylrechtlichen Schutz erhalten. Stattdessen wurden sie in Ersatzabschiebehaft in eine Pension nach Rosenheim gebracht, wo sie sich heute noch befinden.

Frau Ghafari und ihrer 7-jährigen Tochter droht nun die Abschiebung nach Ungarn. Von dort aus ist eine Abschiebung nach Griechenland zu befürchten. Da sich der Großteil der Familie (Mutter, Tochter Mohaddese und der erwachsene Sohn Ali Reza) nun in Deutschland befindet, ist nur hier eine Familienzusammenführung aller Familienmitglieder möglich und durchführbar. Im Falle einer Rückschiebung nach Ungarn wäre dies nicht gewährleistet.

Frau Ghafari ist zudem schwer krank: Sie leidet an schwerer Diabetes, die im Falle einer Nicht-Weiterbehandlung tödlich verlaufen kann. Außerdem liegt bei ihr eine posttraumatische Belastungsstörung vor.

Gegen die Abschiebung der Familie haben wir sowohl eine Petition im Bayerischen Landtag als auch eine im Deutschen Bundestag eingereicht. Die Abschiebung, geplant am 2.11., konnte damit erstmal ausgesetzt werden. Jetzt liegt es am Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, zu entscheiden, dass die Familie hier bleiben kann und ihr Asylantrag in deutschland behandelt wird.

Medienberichte:

Gnadenlose Bürokratie reißt Familie auseinander (Landshuter Wochenblatt, 26.10.2011)

Nach Flucht-Odyssee droht Abschiebung (Oberbayerisches Volksblatt, 21.10.2011)

Abschiebung statt Wiedersehen: Drama um getrennte Flüchtlingsfamilie (Bayerischer Flüchtlingsrat, 20.10.2011)