von Sadbera Ametovic und den Kindern Dejan, Stiven, Andrijan, Ervin, Valeria und Martin
8. April 2015 Nis | Ich, Sadbera Ametovic, und meine Kinder Dejan, Stiven, Andrijan, Ervin, Valeria und Martin, leben nach unserer Abschiebung am 20. Januar 2015 aus Freiburg nun seit zweieinhalb Monate in Nis. Wir wohnen in Barackensiedlung Crvena Zvezda in zwei feuchten dunklen Räumen. Bei Regen tropft das Wasser in das Innere, da die beiden Räume kein richtiges Dach haben. Sie befinden sich in einem Rohbau, der nicht weitergebaut wird. Die beiden Räume gehören nicht mir.
In den Räumlichkeiten gibt es kein fließendes Wasser. Eine Kanalisation, eine richtige Toilette, Waschmöglichkeiten, Dusche oder warmes Wasser sowie eine Heizung sind ebenfalls nicht vorhanden. Das Wasser muss außerhalb des Hauses geholt werden. Im Winter besteht die Gefahr, dass die Wasserzufuhr einfriert.
Der Fußboden der beiden Räume besteht aus groben Beton, der nicht isoliert ist. Der Boden ist im Winter sehr kalt. In den Ecken steht teilweise sichtbare und spürbare Feuchtigkeit. Die Wände selbst sind stellenweise ebenfalls sehr nass. Unter den Teppichen ist es feucht und moderig. Die Luft in den beiden Räumlichkeiten ist stickig.
Im zweiten Raum in dem wir schlafen, haben wir dank der Unterstützung aus Freiburg Luftmatratzen, die die Feuchtigkeit und die Kälte etwas abhalten. Manche Kleider, die wegen fehlendem Inventar am Boden aufbewahrt werden müssen, sind feucht.
Gekocht wird auf einem Zweiplatten-Elektroherd für alle. Strom haben wir nur im vorderen Raum, in dem fast immer das Licht brennt, da es sonst zu dunkel ist. Für beide Räume gibt es lediglich ein kleines Fenster. Eine ausreichende Lüftung ist dadurch nicht gegeben. Bei sehr starkem Regen läuft das Wasser auch in das Innere der Räume, da der Eingang auf gleicher Höhe mit der Gasse liegt. Ein Grund dafür ist auch die fehlende Kanalisation.
Seit unserer Ankunft am 21. Januar 2015 in Nis, wurde uns bislang keine finanzielle Unterstützung durch den serbischen Staat gewährt. Nicht einmal die minimalen Sozialleistungen, die eigentlich alle bekommen, haben wir erhalten. Ohne finanzielle Unterstützung aus Freiburg hätten wir nichts zu essen. Medikamente könnten wir uns auch nicht besorgen. Die Unterstützung für Essen und Medikamente kann jedoch nicht auf Dauer aus Freiburg geleistet werden. Vor dem Tag, an dem sie zu Ende geht, habe ich sehr große Angst.
Ich, Sadbera Ametovic, habe mit meinen sechs Kinder keine Lebensperspektive in Nis. Ohne Hilfe vor Ort bin ich verloren. Einige meiner Kinder brauchen eine spezielle Unterstützung. Ich selbst schaffe es nicht aus den gesundheits- und lebensbedrohten Verhältnisse herauszukommen.
Solange mir und den Kindern nicht die notwendige Hilfe für Essen, Hygiene, medizinische Versorgung und menschenwürdige Unterkunft staatlicherseits gewährt wird, ist ein menschenwürdiges und unabhängiges Leben und Überleben hier in Nis ausgeschlossen.
Meine besondere Situation besteht darin, dass ich als alleinerziehende Frau auf mich selbst gestellt bin und mich alleine um die sechs Kinder kümmern muss. Ich selbst bin an Hepatitis erkrankt und brauche regelmäßige gesundheitliche Betreuung. Unter diesen Voraussetzungen kann ich mir nicht erlauben krank zu werden, da sich sonst niemand um meine Kinder kümmert. Das Leben in den beiden Räumen in Crvena Zvezda 021 A in Nis und die Lebensumstände, denen wir ausgesetzt sind, zerstören die Zukunft und die Gesundheit meiner Kinder. Auf Dauer kann niemand lange Zeit unter solchen Bedingungen existieren. Niemand lebt freiwillig in solchen Verhältnissen.
Heute habe ich über die Deutschen Botschaft in Belgrad einen Antrag auf Wiedereinreise nach Deutschland gestellt. In dem Antrag habe ich ausführlich meine Lebenssituation und die der Kinder beschrieben.
Ich möchte mich bei allen, die mir bislang geholfen haben, sehr bedanken. Weiterhin sage ich Danke an das Jugendhilfswerk Freiburg, dem Freiburger Forum aktiv gegen Ausgrenzung und an alle die meine Kinder in Freiburg unterstützt haben.
Weiterhin bitte ich sie, lassen sie mich und die Kinder nicht alleine in dieser Situation hier in Nis zurück.
Sadbera Ametoviv
und Dejan, Stiven, Andrijan, Ervin, Valeria und Martin