Rassistische Hetze im Namen von Frauenrechten: Nicht mit uns!
Am 8. März kämpfen Frauen* seit 1911 weltweit gegen patriarchale Unterdrückung, ökonomische Ausbeutung, rassistische Diskriminierung und sexualisierte Gewalt.
Sexismus und sexualisierte Gewalt existieren in Deutschland nicht erst seit den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht in Köln und anderswo. Es ist kein Phänomen, das importiert wurde, sondern in unserer Gesellschaft fest verankert ist. Frauen* sind täglich betroffen von sexualisierter Gewalt, sei es auf der Straße, am Arbeitsplatz oder im eigenen Zuhause. Nach Angaben von Terre des Femmes werden in Deutschland jährlich 160.000 Vergewaltigungen ausgeübt; es wird jedoch lediglich 1% der Täter verurteilt. Diese Gewalt gegen Frauen* geht in den meisten Fällen von (Ex-)Partnern aus. Nur die wenigsten Frauen* erstatten Anzeige, da allzu häufig ihnen die Verantwortung zugeschoben wird. Wir fordern sexuelle Belästigung endlich als Straftatbestand anzuerkennen! Gesellschaftlich wird sexualisierte Gewalt erst dann thematisiert, wenn die Täter die vermeintlich Anderen sind. So benutzen derzeit vor allem Rassist*innen die sexuelle Gewalt in der Silvesternacht, um gegen Menschen mit Fluchthintergrund gewaltsam vorzugehen. Es bilden sich sogenannte Bürgerwehren um „unsere, deutschen Frauen“ zu beschützen.
Hierbei geht es in keiner Weise darum, die Selbstbestimmung der Frau* zu verteidigen. Vielmehr begünstigt diese aktuelle Debatte ein Klima, das die Interessen von Menschen mit Fluchthintergrund ignoriert. Als Beispiel können hier die erneuten Verschärfungen des Asylrechts genannt werden. Insbesondere die Einschränkung des Familiennachzugs, die noch mehr Frauen auf gefährliche Fluchtrouten zwingt. Sexismus und Rassismus sind beide Unterdrückungsverhältnisse, die bekämpft werden müssen. Wir setzen uns ein für eine solidarische Gesellschaft, in der alle vor verbalen und körperlichen Übergriffen sicher sein können.
Internationale Solidarität statt Krieg – Fluchtursachen bekämpfen!
Zu allen Zeiten ist der Internationale Frauen*kampftag auch ein Kampftag für den Frieden. Wir engagieren uns gegen Krieg, der für viele Menschen mit Tod, Gewalt und Flucht verbunden ist. Frauen* sind in kriegerischen Auseinandersetzungen, und auch auf der Flucht, weltweit in besonderem Maße von Vergewaltigungen als Kriegswaffe, sexualisierter Gewalt und von umfassender Schutzlosigkeit betroffen. Wir fordern humanitäre Hilfe und internationale Solidarität statt weitere Waffenlieferungen, die keinen Frieden schaffen.
Solange es Krieg und Verfolgung gibt, solange sind Menschen auf der Flucht. Hier gilt es die Fluchtursachen weltweit zu bekämpfen. Zudem fordern wir ein umfassendes Asylrecht ein. Dabei ist es wichtig, dass den aus Armuts- und Kriegsgebieten geflüchteten Menschen ermöglicht wird, ihre grundlegenden Bedürfnisse zu realisieren. Sie benötigen ausreichend Nahrungsmittel, angemessenen Wohnraum, zügige Gesundheitsversorgung, Zugang zum Bildungssystem sowie finanzielle Mittel, mit denen sie sich eigenständig in ihrer neuen Umgebung bewegen können. Wichtig ist uns darüber hinaus, dass geflüchteten Frauen* auf allen Ebenen Schutzräume zur Verfügung gestellt werden, in denen sie sich austauschen und in der Folge selbstbestimmt handeln können.
Für die Anerkennung unterschiedlicher Lebensrealitäten
Auch in Zeiten der “eingetragenen Lebenspartnerschaften“ für lesbische und schwule Paare sind homophobe Ressentiments keineswegs aus der Welt. So kommt es nicht nur in Freiburg immer wieder zu gewaltsamen verbalen und körperlichen Übergriffen. 90% der Trans*- Menschen in Europa berichten von Gewalt und Belästigung im öffentlichen Raum, sowie 80% von einer unangemessenen Behandlung durch Polizei und Justiz. Dies könne und wollen wir nicht hinnehmen. Diskriminierung, Ausgrenzung, Beleidigung, Mobbing, Körperverletzung und medizinische Eingriffe ohne Einwilligung müssen ein Ende haben. Wir möchten in einer Welt leben, in der mehr als zwei Geschlechter akzeptiert werden und in der Liebe zwischen Menschen nicht durch Hass andere eingeschränkt wird.
Existenzsicherung und Anerkennung statt Ausbeutung
Nur elementare Sicherheit und bloßer Schutz vor Übergriffen reicht uns nicht. Wir wollen ein gutes Leben, überall! Dazu gehört eine grundlegende Existenzsicherung für alle Menschen. Noch verdienen Frauen* in der BRD 22% weniger als Männer. Dieser niedrige Lohn verbunden mit Teilzeitarbeit hat zur Folge, dass Altersarmut primär weiblich ist. Frauen* erledigen gleichzeitig den großen Teil der nicht entlohnten Haus- und Sorgearbeit. Unser Wirtschaftssystem ist darauf angewiesen, dass diese nicht entlohnt wird. Wir fordern eine gerechte Verteilung aller Arbeit! Dort wo diese Aufgaben von Care-Beschäftigten übernommen werden, werden sie wenig wertgeschätzt und dementsprechend schlecht bezahlt. Deswegen sind wir solidarisch mit Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen, Alten- und Krankenpfleger*innen, die begonnen haben, sich mit vielfältigen Aktionen für ihre Rechte einzusetzen. Insbesondere fordern wir auch Verbesserungen für die meist migrantischen Haushaltsarbeiter*innen, denen aufgrund globaler Arbeitsteilung und rassistischer Stereotype jegliche soziale Absicherung verwehrt wird. Sie putzen, pflegen, betreuen, organisieren ganze Haushalte, verdienen häufig weit unter dem Mindestlohn und haben bei Krankheit, Mutterschaft, Urlaub keinerlei Anspruch auf Lohnfortzahlung.
Wir fordern deswegen eine deutlich bessere Entlohnung und soziale Absicherung für alle Care-Beschäftigten.