Das prekäre Leben vieler Roma in Nis
Immer wieder wird der lebenswichtige Strom in Crvena Zvezda /Nis, den viele Familien wegen ihrer prekären Situation nicht bezahlen können, abgestellt. Bereits im Sommer 2014 wurde der Strom für einige Monate abgeschaltet. Es kam zu Protesten und Straßenblockaden. Nach einer Vereinbarung der Bewohner mit der Stadt Nis und dem Elektrizitätswerk, zahlt, nach Informationen der Bewohnerinnen und Bewohner, das Viertel 110.000 serbische Dinar im Monat. Das sind umgerechnet 1000 € an das Elektrizitätswerk. Im Viertel wird monatlich Geld gesammelt. Wer kein Geld hat, zahlt nichts, wer etwas mehr hat, entsprechend mehr.
Wie die Romatimes vom 13. Juni 2016 berichtet, fehlt in allen Roma Siedlungen die notwendige kommunale Infrastruktur. So hatten in der Roma-Siedlung Crvena Zvezda auch 2015 die Hälfte der Bewohner keinen Strom.
In anderen Romasiedlungen wird ebenfalls immer wieder der Strom abgeschaltet.
Die Organisation ‚alle bleiben‘ in Göttingen stellt fest: „In den letzten Monaten kamen …. weitere Verschärfungen hinzu: die Mauer in Kruševac, aber auch das Ausschalten des Stroms in der Siedlung „Crvena Zvezda“ in Niš. Die Häuser sind hier nach wie vor ohne Strom (12. Dezember 2016) – trotz der guten Worte seitens des Bürgermeisters, des Konzerns usw. Das Gebiet, auf dem sich die Siedlung befindet wurde privatisiert und damit auch niemand mehr so richtig verantwortlich. Die Passivität – auch der politischen Roma-Eliten – zeugt von einem geringen Interesse, Probleme ernsthaft lösen zu wollen.“
Gegen die Abschaltung des Stroms sind die Bewohner bereits im September 2016 in Nis auf die Straße gegangen. Der Protest hatte jedoch keinen Erfolg. Ein weiterer auf youtube hochgeladenen Film im November 2016 zeigt Eindrücke über das Leben in der Siedlung ohne elektrischer Energie. In dem Film kommt auch Frau Ametovic mit ihren Kindern vor, die vor etwa zwei Jahren von Freiburg nach Nis abgeschoben wurde. Im Dezember 2016 hatten die Familien bereits seit 100 Tagen keinen Strom.
In Crvena Zvezda in Nis leben nach übereinstimmenden Angaben von Bewohner und Bewohnerinnen etwa 100 Familien. Die Gesamtzahl der Menschen wird auf 400 bis 500 Menschen geschätzt. In einer Wohnung leben in der Regel 7-8 Personen auf etwa 50 m². Genaue Zahlen liegen nicht vor. Ursprünglich lebten in dem Elendsviertel von Nis nur 30 Familien. Bis auf einige Kerngebäude, die von der alten Backstein und Ziegelei-Fabrik stammen, wurde die Mehrheit der Gebäude irregulär gebaut. Das Elendsviertel Crvena Zvezda befindet sich auf dem Grundstück einer ehemaligen Backstein- und Ziegeleifabrik, die laut Radio Televizja Srbije, Živeti u Crvenoj Zvezdi vom 20. März 2012 einem US-amerikanischen Investmentfonds gehört. Übereinstimmend berichten Bewohner des Viertels, dass ihnen die Opstina, die lokale Verwaltungseinheit in Nis, mitgeteilt hat, dass das Gebiet um Crvena Zvezda neu bebaut werden soll. In den nächsten 12 bis 36 Monate sollen sie das Viertel verlassen. Einen genauen Termin kennt niemand. Wie akut die Planungen des Investmentfonds und der Stadt Nis sind, ist ebenfalls nicht bekannt. Wohin die Menschen gehen sollen ist ebenfalls unklar. Es herrscht große Unsicherheit. Dennoch wird von den Bewohnern weiter gebaut, irregulär. Die „lažni azilanti“ was in etwa „scheinheilige, falsche Asylbewerber“ bedeutet, so die serbische Presse, kommen zurück aus Europa und bauen mit ihrem Ersparten einen kleinen Schutzraum um im Winter ein Dach über dem Kopf zu haben. In der Regel sind es kleine Zimmer von 9 bis 20 qm. Da kaum jemand Arbeit findet, leben die meisten vom Müllsammeln.