Gambia ist noch immer kein sicheres Land
Demonstration am 13. April 2019, 13 Uhr Rathausplatz in Freiburg
Text aus einem Erstaufruf von Freiburger Geflüchteten aus Gambia, unterstützt von Freiburger Gruppen | Wir sind eine Gruppe junger Afrikaner*innen, überwiegend aus Gambia und West-Afrika. Viele von uns leben seit vielen Jahren in Deutschland. Viele von uns arbeiten, sind in Ausbildung oder gehen zur Schule. Wir werden am 13. April in Freiburg demonstrieren und brauchen eure Solidarität.
Auf unserem Weg nach Europa, sind viele gestorben! Wir haben den langen und lebensgefährlichen Weg nach Europa auf uns genommen, weil wir auf eine sichere Zukunft für uns und unsere Familien in unseren Herkunftsländern hofften. Auf dem Weg wurden wir in Libyen Opfer von Gewalt und Folter. Viele haben nicht überlebt. Wir kamen nicht mit dem Plan gegen Gesetze zu verstoßen, wie das teilweise in der Öffentlichkeit vermittelt wird. Die meisten von uns bemühen sich um Arbeit und Ausbildung, sind und wollen ein Teil der Gesellschaft werden.
Wirtschaftliche und politische Situation in Gambia. Nach der UN gehört Gambia zu den ärmsten Ländern der Welt. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze und hat etwa 1 US$ am Tag zur Verfügung. Viele Dörfer verfügen weder über eine Wasser noch eine Stromversorgung. Mehr als 150.000 Gambier leben im Ausland und überweisen monatlich wichtige Gelder an ihre Familien. Die Gelder machen 22% des Bruttosozialproduktes aus. Von der Regierung selbst, wird die gambische Diaspora zur achten Region des Landes erklärt. Diese Gelder tragen enorm zu Stabilisierung und Entwicklung des Landes bei. Das Land ist stark importabhängig, praktisch alle Güter des täglichen Gebrauchs werden importiert und sind teuer.
Abschiebungen sind keine Lösungen Die einseitige Politik der EU, der Bundes- und Landesregierung ihre Abschiebezahlen aus nationalen Gründen zu erhöhen, oder um diskriminierende und rassistische Einstellungen in diesem Land zu bedienen, macht es uns schwer, täglich neue Kraft und Hoffnung aufzubringen um uns erfolgreich in die Gesellschaft einzubringen. Die Regierung in Gambia (auch Guinea, Äthiopien, Côte d’Ivoire) hat unter dem Druck der EU mittlerweile einem ‚Rückführungsverfahren‘ zugestimmt.1 Nach Presseberichten sollen etwa 2.500 Betroffene allein aus Baden-Württemberg abgeschoben werden. Abschiebeankündigungen in afrikanische Länder versetzen uns, sowie unsere Familien in Gambia in Angst und Schrecken. Wir können bezeugen, dass unter den Abgeschobenen die absolute Mehrheit keine Straftaten begangen hat. Das macht uns wütend und fassungslos. Wir müssen nach einer oft gewalttätigen traumatisierenden Abschiebung (gefesselt im Flugzeug) mit der Schande zurechtkommen, dass unseren Familien und Freunden in Gambia vermittelt wird, wir seien alle Kriminelle und deshalb wurden wir aus Deutschland abgeschoben. Wir befürchten, das einige von uns, mit der Situation der ERZWUNGENEN Rückkehr nicht zurechtkommen werden und eine große Zahl von Abschiebungen nach Gambia den friedlichen demokratischen Prozess gefährden könnte.
Eine Demokratie entsteht nicht über Nacht. Gambia hat sich auf den langen Weg gemacht eine Demokratie zu werden, benötigt dafür aber Zeit, stellt die Konrad-Adenauer-Stiftung fest. Erst Mitte März kam es gewalttätigen Auseinandersetzungen, Schüsse fielen, ein Mann starb. Die aktuelle wirtschaftliche und politische Situation in Gambia bietet uns nach einer Abschiebung keine Zukunftsperspektive. Das führt dazu, dass viele von uns, der aktuellen Regierung die Schuld geben werden und somit Unruhen und Gewaltausbrüche entstehen können. Das hat bereits die letzte Abschiebung gezeigt. Einige werden sich trotz wachsender Risiken entscheiden, die Reise nach Europa erneut anzutreten. Entscheidet sich Deutschland weiter eine große Zahl der hier lebenden Afrikaner in ihre instabilen Herkunftsländer abzuschieben, nimmt sie das Risiko in Kauf neue Fluchtursachen zu schaffen.
- Wir müssen heute die Welt im GANZEN und in gegenseitiger Unterstützung begreifen!
- Die gambische Diaspora muss in allen Fragen, die Abschiebungen betreffen, eingebunden werden. Es müssen Lösungen außerhalb gewaltsamer Abschiebungen gefunden werden.
- Gambia zu stabilisieren, die neue Demokratie unterstützten, heißt, den Geflüchteten in Deutschland, außerhalb des Asylverfahrens einen Aufenthalt zu gewähren. Unsere Ausbildung, unsere Arbeit und unser Geldtransfer nach Gambia sind von erheblicher Bedeutung für das Land. Hier entstehen neue Ideen, die Gambia vorwärts bringen.
- Wir sind motivierte Auszubildende und Facharbeiter der Zukunft.
- Wir haben ein Recht zu bleiben und ein Recht auf Sicherheit und die Garantie nicht morgen aus unseren Arbeits- und Ausbildungsplätzen abgeschoben zu werden.
- Nicht zuletzt fordern wir ein humanitäres Bleiberecht für diejenigen unter uns, die den abgeschotteten Weg nach Europa nicht ohne körperliche und psychische Verletzungen geschafft haben, sie brauchen medizinische Hilfe, die es in vielen afrikanischen Länder nicht gibt oder zu dem sie dort ohne finanzielle Mittel kein Zugang haben.