Eskalation im zentralen Mittelmeer
Es macht fassungslos, was in den letzten Wochen zwischen Libyen und Italien passiert. Vom angeblichen „Pull-Faktor“ über den sog. „Code of Conduct“ bis zum Vorwurf der Beihilfe zur illegalen Einreise und der nun auf Hochtouren laufenden Kriminalisierung der Seenotrettung waren es jeweils nur kleine Schritte. Der rassistische Propagandaapparat von Frontex über die Abschottungspolitiker bis zu den Rechtsextremen, von Berlin über Warschau bis Rom, erscheint aktuell (im August 2017) erfolgreich. Auch wenn nun SeenotretterInnen zu TäterInnen gemacht werden sollen, die Wahrheit bleibt: jeder im Mittelmeer ertrunkene Mensch ist ein bewusst in Kauf genommenes Opfer struktureller Gewalt. Oder in Anlehnung an Jean Ziegler zu den Hungertoten dieser Welt: ein Mord durch das Grenzregime!
Aktuelle Lesehinweise:
„Sea-Watch macht weiter! … Sowohl politischer Druck, als auch die Diffamierungskampagnen werden uns nicht von unserer Mission abbringe
n: Die Sea-Watch 3 wird in den Einsatz fahren, um Menschen in Not zu retten! …mehr auf https://sea-watch.org Alarm Phone: While the world looks to G20 in Hamburg, Hundreds drown at sea
Pro Asyl: Menschenrechte über Bord…
————————————————
„Still Moving Europe“ – neue Broschüre zum Widerstand auf der Balkanroute
Aus dem Intro: „It was not by accident that we chose Moving Europe two years ago as the name for another project of support along the Balkan route. In summer 2015, we did not expect such a long and intensive struggle able to break the border regime, and in the same winter we could likewise not imagine such a quick and strong ‘roll back’ of the regime in 2016. But we anticipated, at least, that the increasing struggles of refugees and migrants and the immense wave of support and welcoming in the countries of transit and destination would have transformative and long-term effects for Europe – they were quite literally ‘moving Europe’. And although today (August 2017) the fight for freedom of movement seems to be pushed back into a defensive position, struggles on flight and migration are still vivid on various levels. Contested spaces still exist all over Europe and continue to shape the whole political landscape. …“
92 Seiten in englisch: Reports, Chronologies, Reflections and Perspectives…
————————————————
Die Geschichte des formalisierten Korridors
Erosion und Restrukturierung des Europäischen Grenzregimes auf dem Balkan
Marc Speer
Vor zwei Jahren kamen hunderttausende Flüchtlinge während des langen Sommers der Migration über die Türkei, Griechenland und den Balkan vor allem nach Deutschland. Dort wurden sie zunächst in einer unerwarteten Welle der Solidarität willkommen geheißen. Zweifelsohne weht der Wind zwischenzeitlich wieder erheblich rauer. Dennoch: Der formalisierte Korridor über den Balkan stellte eine Zäsur im Europäischen Grenzregime dar. Wir würden sogar von seinem temporären Totalzusammenbruch sprechen. Bisher wurden Zustandekommen des formalisierten Korridors, seine geographischen und qualitativen Veränderungen, sowie der Prozess seiner Schließung dennoch nicht zusammenhängend beschrieben. Diese Lücke schließt der vorliegende Bericht…
Preis: 7 Euro zzgl. Versand.
————————————————
Europas Grenzen: Flucht, Asyl und Migration
Eine kritische Einführung
Bernd Kasparek
Seit dem Jahr 2000 sind über 30.000 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. Die hochgerüsteten Außengrenzen der Europäischen Union zwingen Schutzsuchende auf immer gefährlichere, nicht selten tödliche Fluchtwege. Dieses tausendfache Sterben nehmen die politisch Verantwortlichen bis heute in Kauf: Die ansonsten gern beschworenen universellen europäischen Werte – Humanität und Menschenrechte – werden so als Worthülsen entlarvt. Das Buch zeichnet in kompakter Form die Eckpunkte der europäischen Asyl-, Einwanderungs- und Grenzpolitik der letzten 30 Jahre nach, beschreibt ihr Scheitern und erörtert Grundlagen einer realitätsorientierten Migrationspolitik. Mit Glossar, Landkarten und kommentierten Lektürehinweisen. Erhältlich in jedem Buchladen für 7,90 EUR.
Bertz+Fischer. 150 Seiten. ISBN 978-3-86505-738-9
————————————————
Rückblicke:
G20 Proteste im Juli in Hamburg
#NoG20 2017 – Infoportal zu den Protesten gegen G20-Gipfel in Hamburg
Informationen, Einschätzungen, Diskussionen:
Grenzenlose Solidarität: Wir waren 76.000!
„Der Gipfel ist jetzt vorbei und hat – wie erwartet – keine konkreten Ergebnisse gezeigt. Der offizielle G20 wird schnell vergessen sein – nicht aber unsere Proteste und Aktionen. Bei unserer Großdemonstration waren handgezählte 76.000 waren unterwegs, die größte Demo in Hamburg seit den 80er Jahren. Danke an alle, die mit uns auf der Straße waren. Wir haben uns nicht einzuschüchtern und nicht spalten lassen. Unsere gemeinsame Forderung ist und bleibt: Grenzenlose Solidarität statt G20! …“
Hier findet ihr den Pressespiegel des Alternativgipfels mit insg. etwa 50 Beiträgen aus Zeitung, Radio und TV:
Hier findet ihr zudem einen inhaltlichen Rückblick:
Und hier erste Aufzeichnungen und Fotos:
Demonstration am 19. August 2017 in München: „Stoppt Abschiebungen! Schafft das Dublin System ab! Bewegungsfreiheit für alle!“
„Refugees from Sierra Leone protested against deportations from Germany to Italy, marching through the centre of Munich, Saturday. They decried the European Union’s Dublin III Regulation that requires asylum seekers to make their application for asylum in the EU member state to which they first enter…“
————————————————
Ausblicke
6. – 8.10. 2017 in Leipzig:
Konferenz zu Migration, Entwicklung, Ökologischer Krise
Im Oktober 2017 findet in Leipzig eine von Afrique-Europe-Interact und Klima- bzw. Degrowth-Aktivist_innen initiierte Konferenz zu den Zusammenhängen zwischen Flucht und Migration, selbstbestimmter Entwicklung und ökologischer Krise statt. Interessierte melden sich bitte bei
————————————————
Wanderausstellung „Yallah!? Über die Balkanroute“
„…Mit dieser Ausstellung soll der „lange Sommer der Migration“ 2015 und die Öffnung eines Korridors durch Süd-Osteuropa als relevantes politisches und historisches Ereignis festgehalten und gut aufgearbeitet einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Die Ausstellung rückt zwei Jahre später Geflüchtete als Hauptakteur_innen wieder in den Vordergrund und zeigt mit zahlreichen Audio- und Videoaufnahmen und Kunstwerken ihre Sichtweisen auf Migration und Europa. …
Die Ausstellung in deiner Stadt?
Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und soll in verschiedenen Städten zu sehen sein. Dafür suchen wir Träger_innen vor Ort. Bei Interesse schreibt uns an:
ausstellung@yallah-balkanroute.eu