Landkreis will Isolationslager erhalten

Zella-Mehlis:  Flüchtlinge kündigen Demonstration an

Dass in Deutschland der Rassismus daherkommt wie die verwaltete Mitmenschlichkeit zeigt das Beispiel des Zella-Mehliser Isolationslagers eindrücklich. Nachdem die Flüchtlinge keinen anderen Ausweg mehr sahen als öffentlich gegen die Zustände dort zu protestieren, gibt sich der
Landkreis nichtswissend und anstatt das rassistische Lagersystem zu überdenken, kommt einfach neue Farbe über den Schimmel. Dass sich hier Widerstand organisiert ist so begrüßens- wie unterstützenswert.

Vor einigen Wochen platzte es heraus. Eingeschüchtert in einem System von Repression und Psychoterror, den Verantwortlichen eines Landes ausgesetzt in dem Rassismus eine längere Tradition hat als die Bürokratie, haben Menschen die einzige Möglichkeit genutzt, die sie hatten, um für die Verbesserung ihrer Situation zu kämpfen. Die Flüchtlinge von Zella-Mehlis gingen, unterstützt durch die Flüchtlingsorganisation The Voice Refugee Forum, an die Öffentlichkeit (AGST berichtete). Dabei waren sie gleich mehrfach Gefahren ausgesetzt. Zum einen ist da das Risiko die Rache eines Staates zu spüren zu bekommen, in dem man unter Gastfreundschaft versteht, Asthma und Tuberkulose mit Hilfe von schimmligen Wohnungen und Baracken zu verbreiten, die man Menschen zur Verfügung stellt, die in ihrer Not keinen anderen Ausweg sahen, als in das Land zu flüchten, das für das Elend auf dem Trikont wesentlich Verantwortung trägt.

Wer bei solcher Gastfreundschaft anfängt zu meckern, der kann sich in Deutschland fast schon glücklich schätzen, wenn er nur verächtlich belächelt wird. Hier hat man schon weit schlimmeres fertig gebracht. Die zweite Gefahr ist die, des Desinteresses der deutschen Öffentlichkeit am Elend von Menschen, die in der Blut- und Bodengemeinschaft der Teutonen nur Fremdkörper sind. Doch glücklicherweise ist der tödlichen Ideologie des Ausschlusses noch ein Moralsystem vorgeschaltet, dessen Herkunft hier zwar keiner versteht, aber die Befolgung von Normen und Gesetzen war im Land der Hörigen und Gehörlosen noch nie an das Verständnis ihres Zustandekommens geknüpft.

Und so kam es, dass die bürgerlichen Medien in Thüringen berichteten über die Zustände im Isolationslager, natürlich ohne über Isolation ein Wort zu verlieren. Problematisch erscheint den meisten Journalisten im Land nur der Schimmel und die maroden Wohnungen, nicht die  grundsätzliche Isolation der Flüchtlinge am Stadtrand in einem Sammellager und ihre Drangsalierung durch rassistische Sondergesetze, wie die Residenzpflicht. Auch der MDR schickte ein Kamerateam ins Lager, das neben der Dokumentation der Zustände dazu beitrug, dass sich die  Verantwortlichen des Landkreises von aller Schuld reinwuschen. Die Lösung des Landkreises sieht nun vor den privaten Betreiber des Sammellagers dazu zu verpflichten die Schimmelbude nochmal zu renovieren. Dass man hierfür nicht dankbar sein muss, haben die Betroffenen hoffentlich verstanden.

Für den 24. März hat The Voice Refugee Forum eine Demonstration in Meiningen, dem Sitz des Landratsamtes angekündigt, um gegen die Isolationlager und den deutschen Rassismus auf die Straße zu gehen. Ihnen gehört dabei unsere Solidarität und praktische Unterstützung! 23.01.2010 – The Voice Die Isolation und Ghettoisierung der Flüchtlinge in Thüringen durchbrechen – Das Lager Zella-Mehlis schließen!
Am 24.März wird es in Meiningen um 14h eine Demonstration gegen die unhaltbaren Zustände in der Gemeinschaftsunterkunft Zella-Mehlis geben. Anlass ist ein dezentraler Aktionstag, in dessen Rahmen am 22.3/24.3. in mehreren Bundesländern Flüchtlinge und antirassistische AktivistInnen ihren Widerstand gegen das Lagersystem zum Ausdruck bringen werden. Lager bedeutet nicht nur miserable hygienische Zustände und Abwesenheit von Privatsphäre, sondern vor allem die konsequente Isolation und Ghettoisierung von der Gesellschaft, von  rechtlicher Unterstützung und von politischer Agitation. Für all dies ist Zella-Mehlis ein Negativbeispiel.

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