Nächste Sammelabschiebung nach Belgrad am 31.Mai 2011

Proteste am Düsseldorfer Flughafen
Wir werden es weiterhin nicht im Stillen geschehen lassen! Bei jeder dieser Abschiebung wollen wir vor Ort sein!

Wie auch bei den anderen bekannt gewordenen Sammelabschiebungen, wollen wir unsere Präsenz zeigen, wollen wir im Flughafen sichtbar machen, was sie so gerne unbemerkt an einem abgeschiedenen Gate abwickeln lassen wollen: Die massenweise Abschiebung von Menschen, die Verschleppung von Mitbürger_innen gegen ihren Willen, ihre Abschiebemaschinerie.

Die Flüchtlinge werden ab 8.00 Uhr neben der Feuerwache des Flughafens (zwischen Terminal und Tor 36) auf das Rollfeld gebracht. Wie bei den letzten Sammelabschiebungen werden auch diesmal wieder Medienvertreter_innen und Aktivist_innen vor Ort sein.

Mit Lärm, Transparenten und Flyern wollen wir im Flughafen auf die zeitgleich stattfindende Abschiebung aufmerksam machen.
Kein Mensch ist illegal!
Sand ins Getriebe der Abschiebemaschinerie!

Dabei ist die bundesdeutsche Abschiebepolitik nur ein Teil der europäischen Abschiebepolitik. Um wirtschaftliche, geostrategische und hegemoniale Interessen durchzusetzen wird Europa zur Festung ausgebaut. Organisationen wie Frontex kontrollieren im Auftrag der Mitgliedsstaaten militärisch hoch aufgerüstet die Außengrenzen. Tote werden dabei nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern sind eine Folge dieser militärischen Abschottung. Und die nordafrikanischen Staaten und ihre Diktatoren dienten jahrelang als willkommene Helfer und Verbündete in dieser tödlichen Abschottungspolitik. Ob Frontex an den Außengrenzen, desaströse und tödliche Zustände in UNHCR-Flüchtlingslagern (z.B. in Choucha an der Grenze zwischen Libyen und Tunesien), Abschiebeknäste innerhalb und außerhalb Europas (Lampedusa, ist nur eines von vielen) oder rassistische Sondergesetzgebung: Sie alle sind gewollte Instrumentarien einer Abschottungspolitik der Wirtschaftsmacht Europas. Abschiebungen sind dabei ein Teil dieser Politik.

Düsseldorf ist nach Frankfurt/Main der zweitgrößte Abschiebeflughafen. Um Abschiebungen, „effektiver“ und ungestörter ablaufen zu lassen werden häufig die so genannten Sammelabschiebungen durchgeführt. Ein gechartertes Flugzeug inklusive Flugbegleitung und Pilot_innen soll abseits des Touristengeschäfts die konsequente Umsetzung von Abschiebungen gewährleisten. Auch Frontex organisiert einige dieser Flüge.

Doch überall gibt es Widerstand: Sei es, dass Menschen trotz militärischer Abschottung den Weg übers Mittelmeer auf sich nehmen und hierherkommen, seien es die Streiks und Aufstände in Flüchtlingslagern wie Lampedusa (Italien) oder in Choucha (Grenze Libyen – Tunesien), Hungerstreiks von Migrant_innen in Griechenland, Frankreich, Belgien oder Schweden, Revolten in den Abschiebeknästen, wie kürzlich in Belgien, aber auch in Frankreich, England, Italien oder der Widerstand der Migrant_innen und Unterstützer_innen in Calais (Grenze Frankreich-England).https://calaismigrantsolidarity.wordpress.com/
http://calaismigrantsolidarity.blogsport.de/

In Deutschland gibt es derzeit viele Streiks und Proteste von Flüchtlingen und Migrant_innen: gegen die rassistische Sondergesetzgebung, gegen Lagerunterbringung, gegen Lebensmittelgutscheine, gegen Residenzpflicht, gegen die rassistische Asylpolitik: in Remscheid, Meinersen, Zella-Mehlis und vielen anderen Orten – und demnächst mit einem großen Camp in Berlin. (ABOLISH! http://kampagne-abolish.info/aktionstage-9-11-6/ )

Wir erklären uns solidarisch mit all diesen Kämpfen. Wir begreifen all diese Kämpfe als Teil eines Widerstandes gegen die herrschende kapitalistische und rassistische Logik der Ausgrenzung.

Wenn NRW am Dienstag 31. Mai 2011 wieder Roma nach Serbien abschieben will wollen wir am Flughafen sein und unseren Unmut kundtun.
Wir haben keinen Bock auf sowas!

Zur Situation der Roma
Besonders skandalös sind die Abschiebungen von Roma auch, weil diese während der Nazizeit zu Hunderttausenden in den Konzentrationslagern ermordet wurden. Den Nachfahren der Opfer des nationalsozialistischen Rassen- und Vernichtungswahns wird ein Bleiberecht verwehrt. Und der Krieg gegen Jugoslawien, den Deutschland maßgeblich vorangetrieben hat, führte erst zur massenhaften Flucht von ethnischen Minderheiten aus dem Kosovo.

Die Abschiebungen in eine ungewisse Zukunft bedeuten für viele ein Leben im Elend – die Arbeitslosenquote von Roma beträgt fast 98% -, ein Abbruch der Schule – von vier Roma- Kindern besuchen drei keine Schule – ein Leben in Slums, Lagern und alten Fabrikhallen, die zum Teil gesundheitsgefährdend und verseucht sind.

Was Abschiebungen für die Betroffenen wirklich bedeuten wird häufig erst an Einzelfällen deutlich:
Bei der letzten Sammelabschiebung schreckten die Behörden nicht davor zurück, Familien auseinanderzureißen: Eine junge Frau. und ihre vier kleinen Kinder (ein bis fünf Jahre alt) wurden für die Abschiebung abgeholt, während ihr Mann und Vater noch schwerkrank in einem bayrischen Krankenhaus um sein Leben rang.

Eine ältere kranke Frau aus Mayen (Rheinland-Pfalz), die Anfang Dezember letzten Jahres von Düsseldorf aus abgeschoben wurde, bekam in Kosovo keine medizinische Hilfe und starb kurz nach Neujahr an den Folgen einer Gehirnblutung.

Bewegungsfreiheit für alle! Freies Fluten!
Grenzzäune zu Zahnstochern!
Abschiebeflieger auf den Schrotthaufen!
Kein Mensch ist illegal!

mit antirassistischen Grüßen
ARA – antirassistische Aktion Köln
arakoeln [ ät] riseup. net