„Deaths at the Borders database“
ist aktuell nun unter folgendem link frei zugänglich: www.borderdeaths.org
Sie wurde von Wissenschaftlern der Vrije Universiteit Amsterdam auf der Basis der Todesurkunden von Migranten erstellt, die in den Jahren 1990-2013 an den südlichen EU-Grenzen ums Leben gekommen sind.
Die Datenbank bietet individualisierte Informationen über 3.188 Menschen, die ums Leben gekommen sind beim Versuch, aus dem Balkan, dem Nahen Osten, sowie Nord- und Westafrika die südlichen EU-Länder zu erreichen, und deren Leichen in diesen EU-Ländern geborgen bzw. dorthin gebracht wurden.
Die Datenbank ist einzigartig, weil sie Informationen bietet – soweit sie in den Urkunden vorhanden waren – wie etwa Todesort und -ursache, Geschlecht, Alter und Herkunft sowie darüber, ob die Person identifiziert werden konnte.
Im letzten Jahr haben dreizehn Wissenschaftler 563 Standesämter auf Malta sowie in Griechenland, Italien, Spanien und Gibraltar besucht und die in den Todesurkunden eingetragenen Daten gesammelt. “Die Datenbank zeugt von der jahrzehntelangen Gleichgültigkeit europäischer Staaten: Diese Informationen waren schon immer da, aber sie haben sich nicht die Mühe gegeben, sie zu sammeln”, so Thomas Spijkerboer, Professor an der Vrije Universiteit Amsterdam und Leiter des Forschungsprojekts.
Die Wissenschaftler fordern die europäischen Staaten auf, die Datensammlung unter der Überwachung einer im Rahmen des Europarats zu errichtenden Europäischen Beobachtungsstelle für den Tod von Migranten fortzusetzen.
Eine Europäische Beobachtungsstelle für den Tod von Migranten könnte zwei Ziele erreichen:
1. Europäische Migrationspolitiken anpassen, um die Zahl der Grenztoten zu reduzieren
Die politische Antwort der EU auf die große Zahl von Todesfällen ist kurzsichtig und borniert. In den letzten fünfundzwanzig Jahren wurde der Kampf gegen irreguläre Migration verstärkt, und gleichzeitig ist die Zahl der Opfer gestiegen. “Diese beiden Entwicklungen könnten miteinander verbunden sein: Die wachsende Zahl der Todesfälle könnte teilweise eine unerwünschte Nebenwirkung der europäischen Politik sein”, sagt Spijkerboer. Die Europäische Beobachtungsstelle für den Tod von Migranten könnte Daten über Grenztote sammeln und die Auswirkungen der europäischen Politik bewerten. Dies würde ein evidenzbasiertes policy-making ermöglichen.
2. Mehr Menschen identifizieren
Weniger als die Hälfte der ums Leben gekommenen Migranten wurde identifiziert. Die Identifizierung verstorbener Migranten ist schwierig. Ob den örtlichen Behörden die Identifizierung von Migranten tatsächlich gelingt, liegt am Zufall und an den Bemühungen der Beamten sowie an deren Kenntnissen und Kompetenzen. “Die lokalen Behörden an den EU-Außengrenzen sind sich selbst überlassen im Umgang mit den Menschen, die bei der Überfahrt ums Leben kommen: Sie bekommen keine Unterstützung und unterliegen keiner Überwachung, weder vom Staat noch von der EU”, klagt Tamara Last. Die Identifizierung verstorbener Migranten ist für die Würde der Betroffenen sowie für die überlebenden Familienangehörigen äußerst wichtig. Aus der Datenbank geht hervor, dass der Prozentsatz der Identifizierten an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeitpunkten sehr unterschiedlich ist. Die Europäische Beobachtungsstelle für den Tod von Migranten könnte effiziente Verfahren für die Identifizierung verstorbener Migranten entwickeln, und somit den örtlichen Behörden in Grenzgebieten eine große Hilfe leisten.
Weitere Infos in folgenden Sprachen von den folgenden Kontaktpersonen erhältlich:
Arabisch: Younous Arbaoui LLM y.arbaoui@vu.nl
Deutsch: Dr. Paolo Cuttitta p.cuttitta@vu.nl
Englisch: Tamara Last MSc t.k.last@vu.nl
Englisch: Prof. Dr. Thomas Spijkerboer t.p.spijkerboer@vu.nl
Französisch: Younous Arbaoui LLM y.arbaoui@vu.nl
Griechisch: Nefeli Bami nefniki@yahoo.gr
Italienisch: Dr. Paolo Cuttitta p.cuttitta@vu.nl
Niederländisch: Prof. Dr. Thomas Spijkerboer t.p.spijkerboer@vu.nl
Spanisch: Ignacio Urquijo jiurquijo@gmail.com