ZAG – antirassistische Zeitschrift
Inhalt: Editorial: „Wissen hilft nicht. Gleichgültig wie oft man es sagt, die schlechten Dinge im Leben passieren dennoch. Seien es die Angriffe und Brandstiftungen auf Flüchtlingsunterkünfte, die Toten an den Grenzen Europas oder die rassistische Hetze aus allen Teilen der Bevölkerung, es geschieht, egal wer es weiß und wie viele es wissen. Wissen macht nichts.
Im Mittelmeer sind in den letzten drei Jahren bereits über 5000 Menschen bei ihrer Überfahrt von Nordafrika nach Europa ertrunken. Die mediale Aufmerksamkeit ist hoch, und erfreulicherweise ist die Berichterstattung diesmal sehr gehaltvoll. Sie berichtet über die Ursachen, lässt die Menschen zu Wort kommen und klärt über die mehr oder weniger bewusste Untätigkeit der EU und ihrer Mitgliedsstaaten auf. Doch die politischen Reaktionen sind geradezu lächerlich, sie verdrehen die Problemlage und weisen jegliche Verantwortung für die Destabilisierung der Lebensverhältnisse in Afrika und Asien von sich. Heraus kommt, dass der Kampf gegen Schlepper und der Einsatz von Frontex vor der tunesischen und libyschen Küste intensiviert wird. Wir wissen, dass ist nicht der Kern der Sache, dennoch scheint es irgendwer klug zu finden.
Angesichts der Katastrophen, Krisen und Bürgerkriege ist die Zahl der Geflüchteten gestiegen. Die Bundesregierung rechnet nun auch mit mehr Menschen, die nach Deutschland flüchten ? nachdem das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration ihre Schätzungen angepasst hat. Nun haben sich die Länder daran gemacht, die Kapazitäten für die Unterkünfte von Flüchtlingen zu erhöhen ? nachdem sie zeitweise abgebaut worden waren. Aber, als ob dies eine unvorhersehbare Katastrophe sei, werden die Fehler wiederholt. Statt mit einem langfristigen Verbleib der Flüchtlinge zu rechnen, ihnen mehr Rechte einzuräumen und die Aufnahme von Flüchtlingen als den Normalfall anzusehen, werden wieder nur Notunterkünfte aufgebaut und Sammelunterkünfte erweitert. Lernt man aus der Geschichte? Offensichtlich nicht, wenn die Verantwortlichen den Ausnahmezustand suggerieren und damit den Argumenten von Nazis Futter liefern.
Das hermetische Weltbild der meisten Anhänger_innen von Pegida und anderen, verbietet es ihnen überhaupt über die Voraussetzungen ihres Wissens nachzudenken oder die eigenen Wahrnehmungen zur Diskussion zu stellen. Verschwörungserzählungen, Vorurteile und Hass füllen das Vakuum aus. Hier bekommt weder Wissen noch historisches Bewusstsein noch Vernunft einen Fuß in die Tür.
Also alles umsonst? Wir sind uns über unsere Grenzen als Redaktion einer kleinen Zeitschrift im Klaren. Wir werden die Welt wohl nicht aus den Angeln heben. Wir möchten die Menschen unterstützen, die für eine emanzipierte Gesellschaft und für eine gute Welt für alle kämpfen. Wissen ist nicht gleich Macht. Im Politischen geht es primär nicht um Aufklärung oder Vernunft. Deshalb wollen wir aber auch nicht schweigen, deshalb stellen wir uns einfach quer, blockieren und erheben unsere Stimme, selbst wenn andere nur einen Schrei hören.
Eure ZAG“
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