Der Schattenparkerstaat
Bis morgen findet auf dem Theaterplatz ein Kunstprojekt statt
Von unserer Mitarbeiterin Beate Beule
Es läuft etwas anders als geplant. Trotzdem sind das Theater und die Wagenburggruppe "Schattenparker" mit ihrem Kunstprojekt sehr zufrieden. Auf dem Theatervorplatz wurde am Montagabend der "Schattenparkerstaat" ausgerufen. Noch bis Samstag möchten die Wagenburgler ihre Welt für diejenigen öffnen, die sich bislang nicht mit dieser Wohnform auseinander gesetzt haben.
Vorurteile gibt es viele. Dabei seien Wagenburgler gar nicht so viel anders als der Rest der Bevölkerung, sagt eine Schattenparkerin. Nur dass sie eben statt in einer Wohnung lieber in einem Bauwagen oder einem umgebauten Lastwagen leben möchten. "Dass die Wagen so schön eingerichtet sind, hätte ich gar nicht gedacht" , sagt Besucherin Silke Hansen, als sie sich die beiden Fotoausstellungen ansieht. Gerne hätte die 32-Jährige das Innenleben eines Bauwagens einmal nicht nur auf Fotos gesehen. Ähnlich ergehe es vielen Besuchern, sagt Dramaturg Wolfgang Klüppel, der gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter mit dem Künstlernamen "Pastor Leumund" das Projekt von Theaterseite initiiert hat. Deshalb finden es die beiden nach wie vor schade, dass die Stadtverwaltung verboten hat, einige mobile Wohnungen der Schattenparker vor dem Theater aufzustellen (die BZ berichtete). Dafür bieten die Schattenparker nun Rundfahrten zu ihren bisherigen Standorten und zum "Eselwinkel" an, wo die Gruppe seit knapp zwei Jahren lebt.
Auch in anderen Punkten haben Theater und Schattenparker ihre Pläne etwas über den Haufen geworfen. Weil die öffentlichen Plenen nicht so gut angenommen wurden, versuchen die Wagenburgler nun, in kleineren Gruppen mit Passanten ins Gespräch zu kommen.
Mehr Anklang als vermutet findet indes die "Volksküche" . Gegen eine Spende kann jeder mitessen. Roland Thoma sitzt am Mittwochabend vor einem vollen Teller. "Es schmeckt super" , sagt der 54-jährige Kurierfahrer. Und: Wenn er noch einmal jung wäre, würde er sofort in einen Bauwagen ziehen. Dass dies nicht ganz einfach ist, berichten die Schattenparker in einem Vortrag über ihre Geschichte und die Schwierigkeiten, mit denen Wagenbewohner zu kämpfen haben. Um auch nach Anbruch der Dunkelheit auf das Projekt aufmerksam zu machen, hat sich das Theater Unterstützung von zwei Berliner Künstlergruppen geholt: Die "Lichtpiraten" projizieren Bilder an die Theaterfassade, nebenbei können sich die Besucher in einer Sauna entspannen.
Weitere Rundfahrten der Schattenparker heute und morgen, 15 und 18 Uhr; die mobile Sauna ist ab 20 Uhr geöffnet; Eintritt zwei Euro, mit Handtuchverleih vier Euro.